Angebote kennenlernen und Vernetzung fördern

Beim 3. Netzwerktreffen Palliative Care am 18. August kamen verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus Organisationen im Bereich Alter, Gesundheit, Soziales und Palliative Care im  Kirchgemeindehaus zusammen. Wie bei den letzten beiden Treffen auch, wurde der Anlass mit einem Referat bereichert. Dieses Mal berichtete Katrin Lerch von Pro Senectute Kanton Bern  über die Angebote von «ZiA – Zwäg ins Alter».

Zum dritten Netzwerktreffen hatten wieder Annerös Schneider, Geschäftsleiterin Verein Palliative Care-Netzwerk Region Thun, und Alexander Gäumann, Leiter Geschäftsstelle Gesundheit Simme Saane AG (GSS) eingeladen.  Auch dieses Mal war das Interesse gross. Zahlreiche Teilnehmende von Institutionen und Vereinen mit Bezug zu Pflege und Palliative Care, aber auch  Vertreter von politischen Gemeinden sowie Pfarrer Stefan Lobsiger und Kaplan Pierre Didier Nyongo nahmen das Angebot für Informationen und zum gegenseitigen Austausch an und kamen am letzten Freitag in das Kirchgemeindehaus Zweisimmen.

Zusammenarbeit fördern und bei der täglichen Arbeit unterstützen

Der Verein Palliative Care-Netzwerk Region Thun hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit und Vernetzung von verschiedenen Organisationen in der Region zu stärken. Er fördert auch die Weiterbildung und Sensibilisierung in Palliative Care. Seit Anfang 2021 betreibt er den Mobilen Palliativ Dienst (MPD), der unter anderen die Spitex und Pflegeheime bei komplexen Situationen zum Wohle des Patienten unterstützt. Ziel der Netzwerktreffen, die seit August 2022 zweimal jährlich stattfinden, ist es, die vielseitigen Angebote und Ansprechpartner in der  Region kennenzulernen und einander so in der täglichen Arbeit zu unterstützen. Nebst dem persönlichen Austausch ist jedes Mal ein interessanter Vortrag Schwerpunkt. An diesem Treffen  stellte Katrin Lerch, Beraterin Gesundheitsförderung der Pro Senectute Kanton Bern, das Gesundheitsförderungsprogramm «ZiA – Zwäg ins Alter» vor.

«Zwäg ins Alter» – Gesundheit fördern und fit im Alter bleiben

Die Pro Senecute Kanton Bern wird grösstenteils vom Kanton sowie in spezifischen Themen von der Gesundheitsförderung Schweiz, aber auch durch Spenden finanziert. So können viele  Angebote wie die Durchführung von massgeschneiderten Veranstaltungen, Treffs und auch individuelle, vertrauliche Gesundheitsberatungen kostenlos angeboten werden.

30 bis 50 Prozent der Stürze im Alltag könnten vermieden werden

Das Kernthema vieler Veranstaltungen sind die Sturzprävention und Bewegungsförderung. 30 bis 50 Prozent der  Stürze – und nicht nur ältere Menschen stürzen – könnten mit speziellen Trainingsformen verhindert werden, indem die Muskulatur, Kraft und das Gleichgewicht trainiert werden. Ebenso kann das Risiko an Demenz zu erkranken gesenkt, bzw. um zwei bis drei Jahre verzögert werden. «Man weiss, dass Blutgefässe einen Einfluss auf die vaskuläre Demenz haben, die aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn entsteht», so die Pflegefachfrau/HF Gesundheitsförderung und Prävention Katrin Lerch. «Die Gesundheit der Blutgefässe ist ein wichtiger Faktor.» Eindrücklich zeigte sie mit der «Wirkungskurve gezieltes Training » wie im Alter die Schwelle zu Behinderung und Abhängigkeit durch Stärkung der Ausdauer, Kraft und Knochenmasse verzögert werden kann. Zu Kursen und Vorträgen werden individuelle Beratungen für Personen angeboten, die vermehrt stürzen. Diese kann zu Hause im gewohnten Umfeld stattfinden. Es werden Massnahmen entwickelt, um Stürze zu vermeiden.

Einsamkeit als krankmachender Faktor

Man geht davon aus, dass rund 36 Prozent der Schweizer Bevölkerung von Einsamkeit betroffen sind, dabei mehr Frauen als Männer. Jüngere sind genauso betroffen wie Ältere – und nicht erst nach der Pandemie. Es konnte auch festgestellt werden, dass die Einsamkeit ab einem Alter von 75 Jahren deutlich zunimmt. Auch die negative Wirkung auf die Gesundheit ist mittlerweile sehr gut belegt. Dabei ist Einsamkeit nicht mit Alleinsein gleichzusetzen, sondern das subjektive Gefühl, dass niemand zum Sprechen da ist. Das Thema ist sehr mit Scham belastet, so Katrin Lerch.
«In unserer leistungsorientieren Gesellschaft spricht man nicht darüber. Die Einsamkeit ist ein hoher Stressfaktor mit erhöhter Kortison- und Adrenalin- Abgabe, welche das Risiko zu Bluthochdruck und einem erhöhten Blutzuckerrisiko erhöht. Man sagt, sogar, dass diese gleich ungesund ist wie Alkohol und Nikotin.» Zusätzliche Themen der Pro Senectute sind die  Ernährung, psychische Gesundheit, Schlaf, Umgang mit Medikamenten und Alkohol, Patientenverfügung, Hilfe annehmen, Leben mit Veränderungen und Verlusten (und damit auch Krisen, die zu bewältigen sind), Angehörige, die betreuen, oder die Sinne wie Hören, Sehen …, für die auch die verschiedensten Vorträge angeboten werden. Insgesamt geht es in der  ganzen Arbeit der Pro Senectute darum, den Übergang im Alter zu der Zeit, in der man mehr Hilfe braucht, heraus zu zögern, indem man Reserven in der Bewegung, der geistigen und der  psychischen Gesundheit bildet und aktiv ist. Dies sind gute Voraussetzungen, damit man sich als älterer Mensch bei einem Unfall oder einer Krankheit schneller erholen kann und auch um möglichst lange fit und selbstständig im Alter zu bleiben. Pro Senectute berät Seniorinnen und Senioren sowie ihre Angehörigen bei der Suche nach geeigneter Unterstützung und Entlastung.

Wie geht es der älteren Bevölkerung in unserer Gemeinde?

Mittels Gesundheitsfragebogen, der sich an die ältere Bevölkerung richtet und in Kooperation mit Gemeinden verschickt wird, erreicht Zwäg ins Alter die Senioren, welche dankbar um Informationen und Beratung sind. Weitere Angebote der Pro Senectute sind die Sozialberatung, welche die Leute bei Immobilität auch zu Hause berät, sowie die Computeria in Zweisimmen
und Saanen, die regelmässig Unterstützung mit dem Tablet, Laptop oder Smartphone anbietet. Der abschliessende Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden wurde sehr gerne  genutzt. Alexander Gäumann übernahm das Schlusswort: «Im Jahr 2045 geht man davon aus, dass der Bevölkerungsanteil der älteren Menschen um 26 Prozent zunimmt. Die Themen, die uns in den nächsten 20 bis 30 Jahren beschäftigen, werden somit auch diese vom heutigen Treffen sein.» Darum: Das nächste Netzwerktreffen am 24. Februar ist bereits in Planung. Referentin wird Annalisa Zamperini von der Krebsliga Bern sein.

Simmental Zeitung/Kerstin Kopp (Bericht vom Do., 24. August 2023)

Hier geht es zum Zeitungsbericht.